|
|
|
Rezension
und Beschreibung von Richard Koellner.
|
|
|
"Reisende
im Wind" ist ein Comic, der eigentlich in keinem Bücherschank
fehlen sollte. Zum einen erzählt er eine spannende Geschichte
mit vielen unerwarteten Wendungen, zum anderen ist die zeichnerische
Qualität und die Genauigkeit der Abbildungen so exzellent,
dass (außer vielleicht von Bourgeon selbst) bis heute kaum
etwas Vergleichbares entstanden ist.
Neben diesen Eigenschaften, die an sich schon eine Anschaffung
rechtfertigen, hat Bourgeon mit diesen Bänden auch Comicgeschichte
geschrieben: Er hat es in einer Zeit (1979), in der Comics noch
weitgehend als "Kinderkram" galten, gewagt, realistische
Figuren, Gewalt, Sexualität und Tod in Comics einzuführen.
Bemerkenswert außerdem, dass Bourgeon erstmals von den Streifenleisten
(von denen ja der Name Comic Strip kommt) abgerückt ist und
seine Bildgrößen an den dramatischen Effekt angepasst
hat. In jeder Hinsicht ein Ausnahmecomic!
|
|
Ähnlich wie bei "Die Gefähren der Dämmerung"
wurde "Reisende im Wind" (Originaltitel: Les Passagèrs
du Vent) von Carlsen ein zweites Mal als Hardcover aufgelegt.
Zuerst zwischen 1981 - 1992 und dann noch einmal 1995. (Die Cover
der ersten Auflage und die der Auflage 1995 unterscheiden sich deutlich
- siehe unten.) Im Jubiläumsjahr 1992 erschien anlässlich
"25 Jahre Carlsen Comics" auch eine auf 2500 Exemplare
limitierte, leinengebundene Gesamtausgabe im Schuber (ISBN 3-551-02510-X).
Tipp: Wie eine Feder im Wind, El Gaucho
Weitere Serien von François
Bourgeon:
Gefährten der
Dämmerung, Cyann - Tochter
der Sterne
Linktipp: www.de.wikipedia.org
(ein Portrait zu François
Bourgeon)
und www.fr.wikipedia.org
(Eintrag zur Serie - es gibt auch einen kleinen, deutschen Eintrag
bei Wikipedia nachzulesen.) Zudem habe ich noch einen ganz besonderen
und ausführlichen Link zum Thema gefunden - hier
klicken ... |
Band
1 - Blinde Passagiere
|
|
|
Szenario
& Zeichnungen: François Bourgeon
Verlag: Carlsen
Verlag GmbH - Edition Comic Art, Hamburg (1981/1995)
Copyright: "La Fille sous la dunette" erschienen
bei Editions Glénat
(1979) - jetzt bei Casterman
(1994)
Ausstattung: HC (30 x 22,5 cm), 48 Seiten, farbig
ISBN: 3-551-02501-0 / 3-551-02496-0 |
18.
Jahrhundert, irgendwo auf dem Atlantik: Bei einer Rettungsaktion
bemerkt Hoël Tragan, ein einfacher Matrose des französischen
Segelschiffes "Foudroyant", etwas Ungewöhnliches:
zwei Frauen befinden sich im Offizierstrakt, offenbar dort versteckt
gehalten. Isa, eine dieser Frauen, nimmt Kontakt zu Hoël
auf, weil sie wissen will, ob er sie gesehen hat. Da er ihr gefällt,
rettet sie ihm das Leben und verlangt als Gegenleistung seine
Loyalität. Die andere, Agnes, gilt als Schwester des Kapitäns,
des Adligen Benoît de Roselande.
In einer ruhigen Stunde jedoch erzählt Isa Hoël die
Wahrheit: in Wirklichkeit ist sie selbst Agnes de Roselande; die
falsche Agnes hat mit ihr als Kind aus einer Laune heraus die
Kleider getauscht und ihr Vater hatte sie an ihrer Statt als Tochter
anerkannt. Agnes, die eigentlich Isabeau heißt und eine
Waise ist, fand Gefallen am Leben als Agnes und zeigt daher keine
Neigung, diese Lüge aufzuklären. Ihr schlechtes Gewissen
treibt sie jedoch in eine Abhängigkeit der richtigen Agnes,
die sich jetzt Isa nennt. Bei einem Besuch befreundeter Marineoffiziere
wird Isa von ihnen und von ihrem leiblichen Bruder Benoît
(der ihre wahre Identität auch nicht kennt) missbraucht.
Um Rache zu nehmen, reist Isa ihm nach und zwingt ihn, sie auf
dem Schiff aufzunehmen. Auch Agnes wird von ihr gezwungen mitzureisen.
Während einer Seeschlacht mit einem englischen Schiff verunglückt
Agnes und klärt im Sterben Benoît über ihre und
Isas wahre Identität auf. Benoît ist reichlich verstört,
da ihm nun klar wird, dass er seine eigene Schwester vergewaltigt
hat. Um diesen Umstand zu vertuschen, trachtet er danach, Isa
unter einem Vorwand zu erschießen. Hoël versucht Isa
zu helfen und tötet dabei versehentlich Benoît (ein
todeswürdiges Verbrechen zu jener Zeit). Bei seinem Fluchtversuch
wird er angeschossen und fällt ins Meer. Als er wieder zu
sich kommt, befindet er sich mit Isa und Michel de Saint-Quentin,
einem Major, auf einer kleinen unbewohnten Insel. Gerettet werden
sie von dem feindlichen englischen Schiff, das sie verfolgt hat.
Die Matrosen wissen, dass sie nach England gebracht werden, wo
das Gefängnis auf sie wartet
|
Band
2 - Das Gefangenenschiff
|
|
|
Szenario
& Zeichnungen: François Bourgeon
Verlag: Carlsen
Verlag GmbH - Edition Comic Art, Hamburg (1981/1995)
Copyright: "Le Ponton" erschienen bei Editions
Glénat (1980) - jetzt bei Casterman
(1994)
Ausstattung: HC (30 x 22,5 cm), 48 Seiten, farbig
ISBN: 3-551-02502-9 / 3-551-02497-9 |
Hoël
und Major Saint-Quentin befinden sich in der Nähe von Portsmouth
in englischer Gefangenschaft. Ihr Gefängnis ist ein im
Wattenmeer angelandetes Schiff. Isa hingegen, die sehr gut Englisch
spricht, hat eine Anstellung als Französisch-Lehrerin gefunden.
Ihre Schülerin, die rothaarige Mary, erweist sich bald
als ebenso unternehmenslustig wie Isa. Mary ist schwanger. Der
werdende Vater des Kindes ist Leutnant John Smolett, der zufällig
auch mit der Bewachung der Gefangenen betraut ist. Um das Kind
behalten zu können, planen er und Mary die Flucht aus England.
Isa, Hoël und Saint-Quentin sollen ihnen dabei helfen.
Bei einem der nicht seltenen Gewaltausbrüche unter den
Gefangenen ist es dann soweit: John hilft Hoël und Saint-Quentin,
die Plätze in Särgen mit Toten zu tauschen. Er wirft
die beiden Särge ins Meer, wo sie von Isa und Mary aufgefischt
werden. Dummerweise hat er den Sarg verwechselt in dem Hoël
sich versteckt hat, und Isa und Mary müssen ihn unter Einsatz
von List (und ihrer weiblichen Reize) vor dem Verbrennen retten.
Die fünf Freunde verstecken sich in einem Landhaus, das
Marys Vater gehört und warten auf ein Schiff, das sie in
die Bretagne bringen soll. Auf der Überfahrt gebiert Mary
ihr Kind; ein Mädchen namens Enora. In der Bretagne angekommen,
bringt Major de Saint-Quentin die kleine Gruppe bei einem Freund
unter und erkundet die Lage. Er muss feststellen, dass Isas
Vater (der immer noch nicht weiß, dass sie seine leibliche
Tochter Agnes ist) einen hohen Preis auf die Mörder seines
Sohnes ausgesetzt hat. Dadurch sind sie in Gefahr, und Saint-Quentin
organisiert für sie eine Reise zu den französischen
Kolonien in der Karibik, während er selbst in seiner Heimat
bleibt, um sich dort für sie einzusetzen. Erst auf dem
Schiff, der Marie-Caroline, auf dem sie diesmal offiziell als
zahlende Passagiere fahren dürfen, stellen sie fest, dass
sie zuerst nach Afrika fahren werden, um dort schwarze Sklaven
einzukaufen, die für die Kolonien bestimmt sind.
|
Band
3 - Handel mit schwarzer Ware
|
|
|
Szenario
& Zeichnungen: François Bourgeon
Verlag: Carlsen
Verlag GmbH - Edition Comic Art, Hamburg (1982/1995)
Copyright: "Le Comptoir de Juda" erschienen bei
Editions Glénat
(1981) - jetzt bei Casterman
(1994)
Ausstattung: HC (30 x 22,5 cm), 48 Seiten, farbig
ISBN: 3-551-02503-2 / 3-551-02498-7 |
Bei
ihrer Ankunft im Fort Saint-Louis, im afrikanischen Königreich
Ouidah, haben unsere vier Gefährten erstmals Kontakt mit
der grausamen Realität der Sklaverei. Viaroux, ein dort
ansässiger Franzose, findet sofort Gefallen an den beiden
Frauen und wettet mit zweien seiner Freunde, dass er beide in
sein Bett bekommen wird. Weder Isa noch Mary zeigen sich ihm
allerdings sonderlich gewogen. Isa hat nur Augen für Hoël;
um ihn aus dem Weg zu haben, lässt Viaroux durch seinen
Sklaven ein Gift besorgen. Mary hat in der Zwischenzeit andere
Sorgen, denn John, der den Verlust seiner Ehre durch seine Desertion
und Marys Eskapaden mit anderen Männern nicht ertragen
kann, entwickelt sich allmählich zum Spieler und Trinker.
Hoël ist inzwischen schwer erkrankt. Der Pater des Forts,
der die Gebräuche der Medizinmänner am besten kennt,
teilt Isa seinen Verdacht mit, dass Hoël Opfer eines Giftanschlags
geworden ist und dass Viaroux möglicherweise der Urheber
ist. Isa fädelt eine Intrige ein, um Viaroux dazu zu zwingen,
das Gegengift zu beschaffen. Leider gelingt diese Intrige nicht
vollständig und Krieger eines afrikanischen Dorfes kommen
dabei zu Schaden. Dadurch sieht sich König Kpengla gezwungen
zu intervenieren. Isa und einige andere Weiße (darunter
Viaroux) treten eine Reise ins Innere des Landes an, um dem
König ihre Aufwartung zu machen.
|
Band
4 - Die Stunde der Schlange
|
|
|
Szenario
& Zeichnungen: François Bourgeon
Verlag: Carlsen
Verlag GmbH - Edition Comic Art, Hamburg (1982/1995)
Copyright: "L'Heure du serpent" erschienen bei
Editions Glénat
(1982) - jetzt bei Casterman
(1994)
Ausstattung: HC (30 x 22,5 cm), 48 Seiten, farbig - Zusatzmaterial
in diesem Band: Detailzeichnungen des Schiffes Marie-Caroline,
Biografie François Bourgeons, "Making Of" und
Hintergründe des Comics
ISBN: 3-551-02504-5 / 3-551-02499-5 |
Isa
und Viaroux müssen ihren Streit vor König Kpengla
darlegen. Durch ihr Geschick mit Worten und mit dem Gewehr kann
Isa den Fall zu ihren Gunsten entscheiden. Der König veranlasst,
dass Hoël mit einem Gegengift behandelt wird und schenkt
Isa eine Sklavin, Alihosi. Viaroux, der um sein Leben fürchtet,
versucht in betrunkenem Zustand Isa zu töten, was aber
von Alihosi verhindert werden kann. Auch seine letzten Freunde
lassen Viaroux jetzt fallen.
In der Zwischenzeit eskaliert die Krise zwischen Mary und John
Smolett. John ertappt Mary mit einem anderen Mann, bedroht Enora
und zwingt so Mary, ihm in die Wildnis zu folgen. Zufällig
kommt Viaroux zu ihrem Streit hinzu; die beiden Hitzköpfe
John und Viaroux duellieren sich und finden beide im Treibsand
den Tod. John ist wieder gesund; die "Ebenholzfracht",
340 Sklaven, wird auf die Marie-Caroline verladen und sie lichtet
den Anker, um nach Westen zu segeln. Kapitän Boisboeuf
fällt einem Unfall zum Opfer und der Erste Offizier Bernadin,
wegen seiner Brutalität gefürchtet, übernimmt
das Kommando.
|
Band
5 - Gefährliche Fracht
|
|
|
Szenario
& Zeichnungen: François Bourgeon
Verlag: Carlsen
Verlag GmbH - Edition Comic Art, Hamburg (1984/1995)
Copyright: "Le Bois d'ébène" erschienen
bei Editions
Glénat (1984) - jetzt bei Casterman
(1994)
Ausstattung: HC (30 x 22,5 cm), 48 Seiten, farbig
ISBN: 3-551-02505-3 / 3-551-02500-2 |
Die
Reise in die Karibik steht unter keinem guten Stern. Kapitän
Boisboeuf ist tot; das Schiff wird durch Leutnant Bernadin geführt.
Bei einem weiteren Unfall aufgrund unklarer Befehle sterben
weitere Besatzungsmitglieder. Alihosi darf vorerst als persönliche
Bedienstete bei Isa bleiben. Sie legt sich jedoch mit Bernadin
an und stirbt beinahe, als er sie deshalb auspeitschen lässt.
Anschließend muss sie in den Laderaum, wo die anderen
340 Sklaven dahinvegetieren. Durch die Unvorsichtigkeit zweier
Seeleute kommen die Sklaven jedoch an ein Messer und Werkzeug
und wagen eine Meuterei. Maßgeblich beteiligt ist Alihosi
- durch ihre Kenntnisse des Schiffes können die Sklaven
die Waffenkammer erreichen. Ein Sturm, durch den die Seeleute
abgelenkt sind, hilft ihnen, sich unbemerkt zu bewaffnen. Erst
eine Verzweiflungstat der Besatzung, nämlich das Sprengen
der Pulverkammer, bringt die Meuterer so in Panik, dass die
Matrosen das Schiff wieder in ihre Gewalt bekommen können.
Unter den Opfern befindet sich auch Leutnant Bernadin.
Alihosi, die sich während der Niederschlagung der Meuterei
versteckt hat, wird von Isa und Hoël versteckt, trotz der
Zweifel Isas an ihrer Loyalität. Nachdem sie ihr Ziel,
Santo Domingo, erreicht haben, hilft der Schiffskoch Grignoux,
der eine undurchschaubare Rolle spielt, Alihosi bei der Flucht.
Mary erfährt auf der Insel, dass ihr Vater in der Zwischenzeit
gestorben ist und muss sofort wieder nach England aufbrechen,
um ihr Erbe zu beanspruchen. Hoël wird durch einen unglücklichen
Zufall von einem Offizier der Foudroyant erkannt, des Schiffes,
dessen Kapitän er erschossen hat. Isa verhilft ihm zu Flucht,
muss aber dafür im Gefängnis büßen. Hoël
kommt ohne Isa auf einem Freibeuterschiff unter, welches überraschenderweise
von Grignoux befehligt wird. Anscheinend war er nicht immer
Koch gewesen
Der Band endet damit, dass Isa alleine in
der Karibik zurückbleibt. Genügend Stoff für
Fortsetzungen, die leider niemals kamen
|
|
|
|