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"Joseph
Bell war Chirurg, Kinder- und Militärarzt. Sein Schüler
Arthur Conan Doyle wurde durch ihn zu seiner Figur des Sherlock
Holmes inspiriert. Aus nicht geklärten Gründen verschwieg
der Schriftsteller die dunklen Seiten der Persönlichkeit seines
Mentors. Es ist an der Zeit, einige dieser Vorkommnisse einer genaueren
Betrachtung zu unterziehen." Vorwort aus "Professor Bell"
Fans der gehobenen Krimi- und Mysteryklasse sollten sich diese Serie
einmal ansehen. Als einer der ersten Forensiker der Kriminalgeschichte
wurde Bell durch Doyle (unfreiwillig) zum Mythos, nämlich zu
Sherlock Holmes. Sfar spielt beinahe respektlos damit, denn in vielen
Szenen ist Bell in typischen "Sherlock" Posen (mit Pfeife,
Hut und Mantel - bis hin zum Watson-Ersatz Inspektor Mazock) zu
sehen. Er ergänzt den kühlen, rationalen Charakter jedoch
um eine Facette: dem Übersinnlichen. Die düsteren, geisterhaften
und morbid-merkwürdigen Begebenheiten, die der Professor zu
untersuchen pflegt, bestechen vor allem durch ihre Eigenwilligkeit,
die gelungenen Dialoge, markante Figuren und die interessante Optik.
Der durchdringende Blick der Figuren lässt einen nicht los
- die kräftigen Tuschezeichnungen mit den vielen Details und
Schraffierungen und den flächigen, gedeckten Farben sind perfekt.
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Daraus ergibt sich eine eigentümliche, faszinierende Atmosphäre,
die vor allem Freunde des Genres ansprechen dürfte. Wenn auch
die Bilder auf den ersten Blick ein wenig gewöhnungsbedürftig
sind, so entwickelt die Geschichte mit der Zeit einen hypnotischen
Sog. Durch das ungewöhnlich starke Papier wird der rustikale
Charakter dieses Comics noch verstärkt. Also, warum nicht mal
einen Blick riskieren?
Weitere
Comics von Joann Sfar: Desmodus, Donjon,
Die Katze des Rabbiners, Merlin
Tipp: Adeles ungewöhnliche Abenteuer, FOG,
Dylan Dog, Koblenz, Der
Marquis von Anaon, Ruse, Zachary
Holmes
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Band
1 - Der Mexikaner mit den zwei Köpfen
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Text
& Zeichnungen: Joann Sfar
Verlag: Avant
Verlag, Berlin (2004)
Copyright: "Le Mexicain à deux têtes",
Guy Delcourt
Productions, 1999
Ausstattung: SC (29 x 21,5 cm), 48 Seiten, farbig
ISBN: 3-9809428-0-5 |
Edinburgh,
etwa 1870: Eines Tages empfängt Bell einen bizarren Besucher:
den vermögenden Pascual Pinon. Dieser wendet sich mit einer
dringenden Bitte an Bell: er solle ihm den kleinen Kopf, welcher
auf seiner Stirn sitzt, operativ entfernen. Doch Bell weigert sich
und kurze Zeit später wird die Leiche seines Bruders entdeckt!
Der Auftraggeber war offensichtlich Pinon und Inspektor Oskar Mazock,
treuer Wegbegleiter Bells, nimmt die Ermittlungen auf. Pinon leitet
eine Nervenheilanstalt welche ausschliesslich weibliche Patienten
aufnimmt (hier wird die Geschichte des Blaubart mit eingeflochten)
- eine davon ist die schöne Célia, die Eliphas, ein
Gespenster, sehen und mit ihm sprechen kann. Als Bell auf dem Anwesen
eintrifft, ist der Hausherr nicht zugegen, doch Célia führt
ihn ins Haus. Recht bald erschliessen sich folgende Zusammenhänge:
der kleine Kopf Pinons verfügt über aussergewöhnliche
Kräfte - er kann Tote zum "Leben" erwecken. So ist
es den drei toten Söhnen Pinons möglich, immer noch ihr
Unwesen zu treiben. Pinon, der sich insgeheim vor seinen Söhnen
fürchtet, bat Bell deshalb, ihm den Kopf abzunehmen. Als Bell
begreift, dass Pinon nicht aus eigenem Antrieb handelte, beschließt
er ihm zu helfen. Der erste Versuch, die Operation vorzunehmen,
schlägt fehl, da der Kopf Pinon nun völlig unter Kontrolle
hat und dieser entkommen konnte. Verkleidet macht sich Bell erneut
auf den Weg zur Anstalt, um sein Werk zu beenden. Die Amputation
gelingt - Pinons lebende Kadaver sind endlich Vergangenheit, doch
Bell macht eine schmerzliche Entdeckung: auch Célia ist tot.
Sie wurde ebenfalls von dem kleinen Parasiten am Leben erhalten.
Das Gespenst Eliphas begleitet Bell in Zukunft als spiritueller
Berater; beide verbindet die Erinnerung an Célia. |
Band
2 - Die Puppen von Jerusalem
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Text
& Zeichnungen: Joann Sfar
Verlag: Avant
Verlag, Berlin (2005)
Copyright: "Les Poupées de Jérusalem",
Guy
Delcourt Productions, 2000
Ausstattung: SC (29 x 21,5 cm), 46 Seiten, farbig
ISBN: 3-9809428-1-3
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Diesmal
nimmt es Bell mit dem Teufel höchstpersönlich auf und
damit meine ich nicht die fiese Jack-the-Ripper-Anspielung am
Anfang der Geschichte. Alle tausend Jahre kämpfen drei Priester
verschiedener Religionen sieben Tage lang, stellvertretend für
die Menschheit, gegen den Teufel,
denn dann versucht der Leibhaftige die Herrschaft zu übernehmen.
Auf zweien der Priester lastet jedoch ein Fluch und Bell soll
sie rechtzeitig davon befreien. So gelangen er und Mazock nach
Jerusalem, wo sie gemeinsam gegen den Teufel ins Feld ziehen.
Als die drei Priester dem Teufel gegenübertreten, ist der
einzige Überlebende Daoud, der Jüngste der Priester.
Da Bell seine liebe Mühe hat, Daoud, dessen Mutter und Mazock
(welcher dem Teufel die Fresse poliert) zu schützen, führt
sie die Suche nach einer effektiven Waffe gegen den Teufel in
die Wüste. Dort suchen sie den Teufel auf, welcher vor 1000
Jahren gebannt wurde und noch immer von seinen steinernen Wächtern
bewacht wird. Durch eine List gelingt es Bell, diesen Teufel in
den Mauern Jerusalems weitere 1000 Jahre gefangen zu halten. (Was
allerdings nicht allzu schwer war, denn der Teufel liess sich
nicht mehr blicken!) Die Story ist ein wenig bizarr und in meinen
Augen eine sarkastische Abrechnung mit den Weltreligionen (Christentum,
Islam und Judentum) sowie eine unglaublich schräge Darstellung
eines modernen, rotgesichtigen Hörnerteufels: dieser besitzt
einen Fotoapparat, ein Telefon und eine gehörige Portion
zynischen Humors.
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Band
3 - Der Affenkönig
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Text
& Zeichnungen: Joann Sfar
Verlag: Avant
Verlag, Berlin (2008)
Copyright: "Le Cargo du roi singe", Guy
Delcourt Productions, 2002
Ausstattung: SC (29 x 21,5 cm), 46 Seiten, farbig
ISBN: 978-3-939080-04-6
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