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Kalt lässt einen dieses Buch nicht - ich jongliere schon
die längste Zeit mit diversen Begriffen und habe immer wieder
das Gefühl, der Sache nicht auf den Grund gekommen zu sein.
Was ist es nur? Eine Liebesgeschichte? Ein Adoleszenzroman? Eine
perverse Phantasie? Ein Horrorschocker?
Geht es um zwei Aussenseiter, die sich an der Welt rächen
wollen? Geht es um Gerechtigkeit? Oder um den bizarren Umgang
mit der Sexualität? Um soziale Strukturen in Japan? Um Moral?
Doch vielleicht sind all diese Fragen gar nicht so wichtig. Mich
persönlich faszinieren die Gegensätze.
Einerseits werden die Protagonisten von schrecklichen Träumen
und Visionen heimgesucht, die jedoch durch ihre ungewöhnliche
Klarheit Entsetzen hervorrufen. Verzerrte Fratzen und Grimassen
bevölkern die Seiten, die Hauptfiguren hingegen bestechen
durch ihre Schönheit, die Unschuld suggeriert. Liegt hier
das Geheimnis des Schreckens? Das die, von denen wir es nicht
erwarten, bereit sind, Unvorstellbares zu tun? Zudem bleibt trotz
all der Grausamkeiten immer noch Raum für eine gewisse Poesie.
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Ganz
ohne Zweifel ist Suehiro Maruo ein Virtuose seines Fachs. Ein Puppenspieler.
Es gelingt ihm scheinbar mühelos zwischen kühler, beinahe
lebloser Erstarrung und unglaublich lebendiger Dynamik hin und her
zu wechseln. Die Atmosphäre, die er mit seinen Bildern schafft,
ist düster und klar zugleich. Die feine Linie ist gestochen
scharf - nichts bleibt im Verborgenen. Das Grauen kommt hier nicht
auf leisen Sohlen, sondern packt ganz offen zu.
Mit "Der lachende Vampir" ist erstmals ein Werk von Suehiro
Maruo auf Deutsch erhältlich - 2008 soll bei Reprodukt ein
weiteres Werk ("Midori - Das Kamelienmädchen") folgen.
Der vorliegende Band enthält neben dem kurzen Glossar, der
einzelne Details der Geschichte erläutert, noch ein Nachwort
von Jaqueline Berndt und einen Kommentar von Hiroshi Aramata. Ab
18 Jahren.
Tipp: Uzumaki, Der
Selbstmordclub, Goth |
Der
lachende Vampir
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Text
& Zeichnungen: Suehiro
Maruo
Verlag: Reprodukt
Verlag, Berlin 2003
Copyright: "Warau Kyûketsuki", erschienen
bei Atika Publishing Co. Ltd., 2000
Ausstattung: SC mit Schutzumschlag (23 x 16 cm), 242 Seiten,
s/w, japanische Leserichtung
ISBN: 3-931377-83-7 |
Alles
Übel beginnt mit der Geschichte eines Dämonenweibs, das,
anstatt ordentlich zu sterben, wiederkehrt und ihren giftigen Hass
weiter in die Welt trägt. Sie sucht einen Gefährten und
der junge Mittelschüler Konosuke Mori ist ihr Auserwählter.
Durch ihr Blut wird auch er zum Vampir und somit zum Aussenseiter.
Allmählich findet Mori, der wegen seines seltsamen Verhaltens
gemieden wird, Gefallen am Vampirdasein und die Zahl der Opfer steigt.
Zur selben Zeit werden zwei Menschen bei einem verheerenden Brand
getötet; viele weitere werden verletzt. Was keiner ahnt: ein
Mitschüler Moris, Sotoo Henmi, hat das Feuer gelegt. Er berauscht
sich förmlich an seiner Tat. All diese Geschehnisse und seine
Emotionen und Eindrücke davon, trägt er gewissenhaft in
ein Notizbuch ein, welches den Namen "Der lachende Vampir"
trägt. Er hält es geheim. Mori indessen begeht mehr und
mehr Morde, auch im Namen der Dämonin. Die Ereignisse spitzen
sich zu, als Luna Miyawaki, eine weitere Mitschülerin, in den
Mittelpunkt der Geschichte rückt.
Sie ist ein hübsches junges Mädchen, doch sie weigert
sich einzugestehen, dass sie auf dem Weg ist, eine Frau zu werden.
(Als Kind wurde sie offensichtlich missbraucht.) All die anzüglichen
Bemerkungen ihrer Altersgenossen findet sie schlichtweg ekelerregend.
Doch ausgerechnet sie ist das Objekt der Begierde - sei es das von
Mori, der sich in sie verliebt hat, sowie Henmi, dessen feuchte
Träume Luna gelten. Zu allem Unglück wird sie eines Abends
von einem Schausteller brutal vergewaltigt und als diese Geschichte
in der Schule die Runde macht, offenbart sich die bittere, kalte
Wirklichkeit, denn niemand zeigt Mitleid. Sie kapselt sich ab. Inzwischen
plagen Henmi Alpträume, da ihm immer mehr die Konsequenzen
seiner Tat bewusst werden. Doch der letzte Schritt ist noch nicht
getan - als er mit Luna in einem verlassenen Hotel ein Feuerwerk
beobachten möchte, erdrosselt er Luna mit seinem Gürtel.
Sein erster Mord, sein erster Schluck Blut. Doch die Ernüchterung
folgt auf dem Fuss. Beinahe panisch wirft Henmi Lunas Leiche aus
dem Fenster in einen Kontainer. Mori, der vor kurzem im selben Hotelzimmer
vier seiner Klassenkamaraden massakriert hatte, bemerkt die Szene
und "rettet" die sterbende Luna, indem er ihr von seinem
Blut zu trinken gibt. Luna wird zum Vampir. Als am nächsten
Tag die Leichen der vier Schüler gefunden werden, Lunas Leiche
jedoch fehlt, wird Henmi unruhig. Luna hat mit ihren neugewonnenen
Fähigkeiten endlich die Möglichkeit, sich für ihre
Leiden und Demütigungen zu revanchieren - der Schausteller
wird unter Gelächter sein Leben lassen und auch Henmi erwartet
der Tod, nachdem seine Mutter durch "Der lachende Vampir"
von seinen Verbrechen erfahren hatte. |
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