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06.06.2010
- 00:10
Der 14. Comic-Salon in Erlangen ist zu Ende und es gibt einiges
zu erzählen. Dies ist jedoch erst eine Beta-Version.
Änderungen und Erweiterungen folgen nach, ebenso wie Fotos
und Bilder. Aber da ich heute unter gar keinen Umständen fertig
werde, sich Halsschmerzen ankündigen (krieg ich jetzt echt
ne Grippe?!) und ich morgen arbeiten muss, werde ich mich aufs Ohr
hauen und die nächsten Tage versuchen, den Bericht so rasch
als möglich zu vervollständigen. Danke für euer Verständnis.
Immerhin
ist es mir gelungen, einen großen Teil zu ergänzen, auch
wenn ich immer noch nicht fertig bin. Ich hatte immer den Eindruck,
ich habe in diesen zwei Tagen nicht besonders viel gemacht. Wenn
ich mir jedoch meine Notizen ansehen, könnte man meinen, ich
sei eine Woche dagewesen. ^^ Wie dem auch sei, für´s
erste kann ich zumindest eine Übersicht über die Ausstellungen
und zwei der Gesprächsrunden anbieten. Das "Gespräch
mit Milo Manara" und die Max-und-Moritz Verleihung folgen nach.
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Hallo
zusammen! Wie ich soeben in der Presseaussendung des Comic-Salons
entnehmen konnte, haben mehr als 25.000 Gäste den 14. Internationalen
Comic-Salon 2010 in Erlangen besucht. Was für´ne
Zahl! Für vier Tage nicht schlecht; und hoffentlich ein gutes
Argument, wenn es wieder einmal um das Budget geht. Obwohl, man
darf diesbezüglich ja nicht schimpfen, kommt doch von oberster
Stelle immer wieder die Beteueruung, dass der Comic-Salon auf jeden
Fall erhalten bleibt. (nächster Termin übrigens: 15.
Internationaler Comic-Salon - 7. - 10. Juni 2012)
Aber jetzt mal langsam: hier soll es erst mal um die "aktuelle"
Ausgabe gehen. Vom 3. - 6. Juni 2010 herrschte in Erlangen
wieder einmal der comicbegründete Ausnahmezustand. Ein bunt
gemischtes Publikum aller Klassen bevölkerte die Stadt - und
Cosplayer überall. Waren das mehr als beim letzten Mal oder
sind sie mir dieses Jahr nur eher aufgefallen? Ja, ja - ich weiss,
dass der Vorentscheid der 4. Deutschen Cosplaymeisterschaft anstand,
aber trotzdem. Auch 2010 war Panini mit einem Pickerl-Album für
den Salon am Start - diese Innovation von 2008 hat sich also durchaus
bewährt. Zuerst dachte ich, die tauschen alle noch Bilder vom
letzten Mal, bis ich begriffen habe, dass es einen komplett neuen
Satz gibt. Ich war Freitag und Samstag anwesend, wobei ich am Freitag
leider wegen einer fiesen Übelkeits- und Kopfschmerzattacke
(ich leide nicht an Migräne) für gut zwei Stunden ausgefallen
bin. An diesem Tag genoss ich zwei Termine im Großen Rathaussaal,
ohne das Gefühl zu haben, irgend etwas zu verpassen. Dazu später
mehr. Nachdem der Freitag trotz des wunderbaren Wetters irgendwie
verhagelt war, habe ich beschlossen, es dieses Jahr ganz anders
anzugehen. Kein langes Anstehen, keine Hetze mit Terminen und Fotos
- dafür bleibt mehr Aufmerksamkeit und Energie, um das gebotene
Programm sowie die ausgestellten Publikationen zu entdecken. Nichtsdestotrotz
gibt es auch dieses Jahr wieder einige Bilder - und Zeichnungen
hab ich auch einige bekommen, auch wenn ganz große Namen und
Verlage fehlen. *grins* |
Da
ich mich ungern wiederhole und auch wegen der begrenzten Zeit, die
mir zur Verfügung stand, fällt mein kleiner Bericht um
das deutsche Comic-Mekka diesmal etwas anders aus. Zuerst biete
ich einen kleinen Spaziergang durch den Salon an, anschliessend
gehe ich auf die besuchten Ausstellungen und Gesprächsrunden
etwas näher ein. Zum guten Schluss beschere ich euch noch einen
Exklusiv-Bericht zum Gala-Abend der Comicnacht 2010: meiner ersten
Max und Moritz Verleihung. |
Das
Thema rund um die neuen Medien und ihrer Verwendung in Bezug auf
Comics, beschäftigt mich ja nicht erst seit gestern. iPad,
Smart-Phones, Handys & Co. werden die nächsten Jahre
immer weiter in den Mittelpunkt rücken. Leider fand der Vortrag
"ebook, iPhone, Playstation & Co - Wie sieht die Zukunft
des Comic-Lesens aus?" bereits am Donnerstag statt und wegen
meiner Unpässlichkeit konnte ich auch nicht bei "E-Comics
- so wird´s gemacht" dabei sein. *grummel* Ich bin
nun mal ein alter Papiertiger - mit der Vorstellung, Comics am
Handy zu lesen, kann ich mich nicht anfreunden. Aber da ich (noch)
nicht genau weiss, was den Machern in dieser Hinsicht vorschwebt,
werde ich mich an dieser Stelle nicht zu weit aus dem Fenster
lehnen und alles von vornherein ablehnen. Wirklich auffallend
war das Vorhandensein von recht "viel" Elektronik. Grafiktabletts,
Videogames, Auftritt von Online-Portalen wie NG
Publishing uvm. Als ich also beim Haupteingang ankam, sah
ich gleich zu meiner Rechten einen Stand von FMS - dem Apple Premium
Reseller, der den Besuchern neue Apple-Modelle und die Möglichkeiten
des iPad näher brachte.
Gleich dahinter fand sich eine kleine Leseecke, in der
sich interessierte Comicfans intensiv mit der Auswahl der Max
und Moritz Jury beschäftigen konnten. Da dieses Jahr
zum ersten Mal auch ein Publikumspreis vergeben wurde,
sollten die Leser die Möglichkeit haben, sich ein Bild von
den nominierten Titeln zu machen. Exemplare gab es genug, die
Ecke - besser die Stufen - waren immer gut besucht. Natürlich
bot sich hier auch Platz zum Ausruhen und Pickerlkleben und -tauschen.
An dieser Stelle möchte ich kurz etwas anmerken: ist es wirklich
nötig, alle abgezogenen Folien einfach rumliegen zu lassen?
Bei der Carlsen-Ecke sah es zeitweise nicht gut aus und auf sämtlichen
Treppen fand man Hinterlassenschaften der sammelwütigen Sticker-Jäger.
Den Großteil der Auswahlliste kannte ich bereits, aber immerhin
konnte ich die ersten 100 Seiten von Winshluss´ "Pinocchio"
nachlesen. (Disney-Pinocchio-Fans müssen da ganz tapfer sein.
*g*)
Ging man dann hinauf, stand man schon mittendrin. Geradeaus, strategisch
gut platziert, der Cross-Cult und Splitter-Stand. Optisch hübsch
anzusehen und mit jeder Menge Material bepackt. Weiter rechts,
an kleineren Verlagsnischen (Bunte Dimensionen, Schreiber &
Leser) vorbei, landete ich vor dem Avant-Lager, dass mich mit
seiner Titelvielfalt angenehm überrascht hat. Hier bekam
ich auch eine sehr schöne Zeichnung von Manuele Fior
zu seinem neuen Buch "Fräulein Else" (nach
Arthur Schnitzler). Dank des Katalogs konnte ich auch gleich meine
zukünftige Einkaufsliste zusammenstellen. All die wunderbaren
Sachen, die das Leben schöner machen, gab es dann gleich
anschliessend bei Atomax & Co. zu erwerben. Ich beschränkte
mich auf ein Artbook, denn hier bin ich immer gefährdet,
meine Budgetvorgaben zu ignorieren.
Weiter rechts (Halle C) fand sich ein ganz bunt zusammengewürfeltes
Allerlei. Ganz vorne der Epsilon-Verlag, anschliessend die Vertreter
der Biblyothek, wo ich mit Nina Ruzicka über die Arbeit
an ihrem aktuellen Projekt "Der
Tod und das Mädchen II" sprach und sie mir verriet,
dass nur noch wenige Seiten fehlen - dann folgt hoffentlich bald
das Buch. (Siehe dazu: www.cartoontomb.de) Alle anwesenden Aussteller
aufzuzählen wäre langweilig und somit schränke
ich die Sache etwas ein: Finix sollte erwähnt werden, da
sie einen weiteren Comic aus dem Trondheim-Universum übersetzt
haben: "Die Kosmonauten der Zukunft 3". Danke! Bei Wick-Comics
fand ich noch drei Bände meiner unvollständigen F.A.Z.
Comic-Bibliothek und David Füleki vom Delfinium
Prints Intoxicated-Stand bewies eindeutig Verkaufsqualitäten,
da er es geschafft hat, mir seinen "Struwwelpeter",
den ich bereits habe, nocheinmal anzudrehen! Den signierten Band
werde ich natürlich behalten, den anderen verschenken. (By
the way: "Struwwelpeter" erschien bei Tokyopop - der
dieses Jahr nicht dabei war.)
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Im
hinteren Teil der Halle fand ich drei so tolle Projekte, dass ich
spontan beschlossen habe, den Comicworld-Innovationspreis
ins Leben zu rufen.
Die Preisträger erhalten eine Extra-Portion gute Energie von
mir und durch diesen Artikel hoffentlich auch etwas Publicity.
Auf Platz 1 steht das Fantasy-Projekt "RIA - the
lightclan-chronicles" (Atelier
Kiecker/Stenarts
Ltd.) von Thorsten Kiecker für einen wirklich wunderschönen
Comic (mit einem leider sehr empfindlichen Umschlag) und einer kleinen
Spielerei, die sie im Buch angebracht haben. Die Technik nennt sich
Augmented Reality und ich habe davon bis dato nichts gehört.
(Freunde von mir meinten:" Das hat Red-Bull doch schon lang."
Tja.) Im Buch sind kleine Symbole abgedruckt und diese werden mithilfe
einer normalen Webcam zum Leben erweckt. Der Plan sieht vor, unter
www.lightclan-chronicles.com den nötigen Zugang zu schaffen,
die Webcam auf die Symbole zu richten und dann am Bildschirm die
Figur, die sich in dreidimensionaler Form hinter diesem Symbol verbirgt,
sichtbar zu machen. Auf dem Messestand hat es auch funktioniert,
bei mir zuhause leider noch nicht. Muss mal schauen, was da los
ist ...
Den 2. Platz belegt Udo Krummel vom Stand "Quickface
& MusiCartoon". Herr Krummel ist ein richtiges Multitalent:
neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer, bietet er musikalische
Begleitung auf Festen an, erstellt mit schnellem Strich Karikaturen,
hat CD´s mit Eigenkompositionen für den Musikunterricht
produziert, ein kleines Buch zum Thema "Musik von A - Z"
herausgegeben, ein unglaubliches Namensgedächtnis und zufällig
eine recht originelle Idee aus dem Ärmel geschüttelt:
den Promi-Teebeutel! Abgepackt zu je 5 Stück kann man drei
verschiedene Editionen erwerben: "Teatime mit deutsche Politikern",
"Teatime mit klassischen Musikern" und genialerweise "Teatime
mit den Royals". Das kartonierte Konterfei mit ausgestreckten
Armen der jeweiligen Person verhindern das Verschwinden des Teebeutels
in den Untiefen so mancher Teetasse. Einfache Idee, gut umgesetzt.
Platz 3 fällt unter die Kategorie: absolut unnötig,
aber so süss, dass man es doch haben will. Diese Platzierung
teilen sich zwei Teilnehmer. Zum einen "Maria Vassilieva".
Dort konnte man kleine Unikate aus Fimo in Form von Anhängern,
Ohrsteckern, Fingerringen und Halsketten von Miwako bekommen. Winzige
Muffins oder kleine Geburtstagstorten, Bärchen, Eistüten,
Süssigkeiten oder Früchte - liebevoll geformt und inzeniert.
Unter http://3timesc.deviantart.com
könnt ihr euch Beispiele dazu ansehen. Echt zum Anbeissen -
und macht gar nicht dick! Zweitens sei hier der Auftritt von "Tatendrang
Design" (Rangfoyer) erwähnt. Hier fanden sich
eine reiche Fülle von schrägen bis putzigen Magneten,
Abziehbildern, Stickern, Buttons, Karten usw. Meine absoluten Favoriten
sind jedoch das Magnet-Set "Schurke, Schuft & Scharlatan",
sowie die "Hunde" Aufkleber - und das, obwohl ich ein
erklärter Katzen-Fan bin. (Leider hab ich kein Foto gemacht
- sorry.) |
So,
genug Konsumgeplänkel. Carlsen und Ehapa sind seit Jahren wie
Felsen in der Halle verankert, doch die Nachbarn wechseln. Gegenüber
von Carlsen fand sich comicplus+.
Der Verlag feierte sein 25 jähriges Bestehen mit Wein, Weib
und Gesang - na gut, ein bisschen übertrieben, aber Musik war
schon dabei - und dem Jubiläumsband "Die Comics mit dem
grossen Plus+". Gleich daneben waren die Museen, Zeitungen
und Buchverlage mit ihren Publikationen präsent. Gerstenberg,
Rowohlt, Knesebeck, Fischer ua. liessen keinen Zweifel daran, dass
sich immer mehr klassische Buchverlage für das Thema Comic
und Illustration interessieren. (Beispielsweise Rowohlt: "Prototyp"
& "Archetyp" von Ralf König; Fischer: "Such
dir was aus, aber beeil dich" von Nadja Budde. Beide sind mit
dem Max und Moritz ausgezeichnet worden.)
Weiter rechts, immer der Nase nach, landete ich ganz hinten im letzten
Eck bei "Süßes
und Saures/Magenbitter
Comix", um dort ein rabenschwarzes Buch mit dem großartigen
Titel "Vorletzte Geräusche" (weildarum)
zu erwerben. Gescribbelt für mich haben: Markus
Magenbitter, Denis Metz, Flavia
Scuderi, Tim,
Steffen
Gumpert und Landrömer.
Vielen Dank! Zweimal umfallen und - herrje - da war es schon wieder
passiert! Bei "Comicgate" habe ich eine weitere Perle
des makaberen Humors gefunden. Bastian
"Lampinot" Baier hat mir sein neues Buch "Schwarz,
weiss, tot" auch gleich signiert und einen niedlichen Cartoon
für alle Ponyfans reingemacht. ^^
Als nächstes versuchte ich mich an den Menschenmassen, die
den Panini-Stand beinah unpassierbar machten, vorbeizuquetschen.
Kein Wunder bei den Größen, die dort signierten: Milo
Manara, Howard Chaykin uvm. (Nicht dass andere Verlage keine Topacts
gahabt hätten.) Nachdem ich in einem Stück bei der Information
angekommen war, ging es gerade aus, nur um wenige Meter weiter bei
"Alca -
Comic und Artbooks" zu stranden. Und das dreimal in zwei
Tagen. Das Angebot: riesig und sagenhaft. Die beiden sympathischen
Franzosen boten importierte amerikanische Titel, franko-belgische
Originaltitel und Artbooks, sowie eine tolle Auswahl an Kunst- und
Illustrationsbänden an. Verdammt gut, aber auch verdammt teuer.
Jedenfalls wenn man, wie ich, das Zeug am liebsten kistenweise mitgenommen
hätte. (Und zumal sich dann ja noch jede Menge weiterer Händler
mit tollen Sachen in den Untiefen der Heinrich-Lades-Halle entdecken
liessen.) |
Im
Rangfoyer wurschtelte ich mich einmal quer durch die ganze Hochschulschaftspalette,
konnte jedoch zugegebenermassen nicht soviel Zeit dafür aufwenden,
wie eigentlich nötig gewesen wäre. Pictopia, Edition Moderne
und natürlich der Reprodukt Stand erhielten dann auch wieder
meine volle Aufmerksamkeit. Wobei Reprodukt inzwischen nur mehr
zum Signieren gut ist. ^^ Ich hab´s letzthin durchgesehen
und festgestellt, dass ich gut 90 Prozenz von deren Programm bereits
besitze. Was mir jedoch noch zum Glück fehlte, war eine Zeichnung
zu meinem persönlichen Lieblingsband der Sommerneuerscheinungen:
"Der Geschmack von Chlor" von Bastien Vivés,
die ich dann auch noch erhalten habe.
Hier bietet sich auch die Möglichkeit, noch ein wenig genauer
auf die gebotenen Ausstellungen einzugehen. Gleich hinter dem Mini-Signiertischchen
von Reprodukt und Edition Moderne stolperte man automatisch in die
Milo Manara Ausstellung, die, wie ich leider sagen muss, ein wenig
lieblos und steril gestaltet war. Zwar hab ich mich gefreut, einmal
einige seiner Sachen im Original zu sehen, aber ich finde, diese
kleine Ausstellung wurde ihm und seinem Werk nicht gerecht. (Keine
Einführung, keine Texte bei den Bildern, nichts über sein
Leben ect.) Links hinein und rechts hinaus landete man bei Comic-Märchen
"Jakob" von Felix Mertikat und Benjamin Schreuder (Cross
Cult) - eine bezaubernde Geschichte über das Leben und den
Tod, die trotz der beengten Verhältnisse mit viel Liebe zum
Detail gestaltet wurde. (Entstehungsgeschichte, Kurzfilm, Videodokumentation,
Beschreibungen, Skizzen usw - inkl. Führung.)
Auf dem Weg zum Großen Rathaussaal kam man zwangsläufig
an mehreren Ausstellungen vorbei. Nicht dass mich das stört.
Zuerst sei natürlich die wirklich reizende Peanuts-Ausstellung
erwähnt. Die "Peanuts" feiern ihren 60. Geburtstag
(Mecki übrigens auch) und Erlangen verbeugt sich vor Charles
M. Schulz und seiner weltberühmten Rasselbande. Die Entstehung
und Weiterentwicklung der Figuren und Geschichten, sowie die Lebensgeschichte
von Schulz selbst, wurden durch viele Beispiele und Bilder illustriert
und durch die zahlreichen Infotafeln und Kurzfilme vervollständigt.
Die kleine Ecke, in welcher man ununterbrochen "Peanuts"
Filme sehen konnte, sei lobend erwähnt - ich habe kräftig
von diesem Angebot Gebrauch gemacht. *g* |
"Vom
Leben gezeichnet - Deutsche Zeitungs-Strips heute" hat mir
sehr gut gefallen, da ich immer den Eindruck hatte, dass diese Rubrik
etwas zu kurz kommt. Dass das Thema dieses Mal so viel Raum erhalten
hat, freut mich daher sehr. Isabel Kreitz, Ralf König, Arne
Bellstorf, Sascha Hommer, Flix, Ruthe, Mawil uvm konnten mit den
vielen Beispielen entdeckt werden. Einige der Sachen kannte man
ja schon aus ihren Büchern, aber ich finde es immer faszinierend,
wenn man die Originale dazu sehen kann. (Von der Skizze bis zum
fertigen Bild - dieser Prozess bleibt auch im digitalen Zeitalter
spannend.)
Das internationale, nostalgische Pendant dazu, fand sich im großen
Ausstellungsraum in "Jahrhundert der Comics - Die Zeitungs-Strips
Jahre". Wunderbare Seiten aus "Little Nemo", "The
Katzenjammer Kids" oder "Krazy Kat" luden zum Schwelgen
und Verweilen ein. Das ist meine Zeit! Es gibt ja fast nichts aus
dieser frühen Comic-Strip-Zeit (ca. 1890 - 1930/40), was mir
nicht gefällt. Comics sind Kunst und als solche verstehe ich
gerade diese Periode, in der mit viel Herzblut, Witz, Elan und Eleganz
ganz besondere Juwelen geschaffen wurde. Hierzu kann ich auch den
gleichnamigen und großartig-informativen Bildband zur Ausstellung
von Alexander Braun empfehlen - als Einführung und als Lektüre
unbedingt lesens- und sehenswert.
Peer Meter - Ein Autor sucht sechs Zeichner: auch hier wurde wieder
die Liebe zum Detail erkennbar. Sechs Comicprojekte, deren Autor
Peer Meter eben ist, wurden auf einem etwas verschachtelten Areal
vorgestellt. Jedem Comic, jedem Künstler, wurde ein kleiner
Bereich geschaffen, in dem eben diese Arbeit Raum fand. ("Gift"
mit Barbara Yelin, "Böse Geister" mit Gerda Raidt,
"Ein chinesischer Affenhund" mit Nicola Maier-Reimer,
"Haarmann" mit Isabel Kreitz, "Eine kleine Nachtmusik"
mit Julia Briemle und "Vasmers Bruder" mit David von Bassewitz.)
Ein Arbeitsplatz mit Tisch, Pinnwand und "Reliquien" (Skizzen,
Fotos, Arbeitsmaterialien, Scriptauszügen mit Korrekturen ...),
wurde eingerichtet und durch ein Interview-Video konnten sich die
Zeichner/innen zu ihrer Arbeit und dem jeweiligen Projekt äussern.
Die Bilder dazu fand man in den angrenzenden, kleinen Kämmerchen.
Eine Sache, die mich schon seit Jahren stört, die aber offensichtlich
nicht in den Griff zu bekommen ist, ist das Licht. Dass die Beleuchtung
in der großen Halle schwierig ist, kann ich mir als Laie auch
vorstellen. Aber diese Lichtröhren über den Bildern machen
die Sache eben auch nicht besser, da oft Reflexionen stören
und mir das Licht generell kaum ausreicht. Aber vielleicht bin ich
einfach nur ein Blindfisch und komme daher nicht damit zu Rande.
Wer weiss.
Ganz hinten auf der Bühne fand noch eine dritte Ausstellung
Platz, bei der ich leider die Führung verpasst habe. (Diese
hätte sich sicherlich gelohnt.) "Zieh, Fremder! - Die
ewige Faszination Western". Diese Ausstellung war für
mich eine echte Überraschung, zumal ich sie mit erst gar nicht
ansehen wollte. An sich bin ich gar kein Western-Fan, mit wenigen
Ausnahmen besitze ich auch selbst kaum Comics dieses Genres. Durch
die Ausstellung jedoch erhielt man einen guten Überblick zum
Thema, dass, wie ich gestehen muss, weitaus interessanter ist, als
ich angenommen habe. Vielseitige Geschichten und Erzählformen,
ausdrucksstarke Zeichnungen und ein spielerischer Umgang mit dem
Wilden Westen lassen auch Nicht-Fans staunen und einen Blick über
den Tellerrand riskieren. |
Wie
oben bereits erwähnt, besuchte ich auch mehrere Veranstaltungen
im Großen Rathaussaal.
(Freitag: 16:00 - 17:00) Die Künstlergesprächsrunde mit
Marc-Antoine Mathieu, David Prudhomme und Bastien Vivés.
Moderation und Übersetzung: Christian Gasser. Die Runde war
äusserst sympatisch besetzt; alle drei Künstler waren
mir durch ihre Publikationen inzwischen bekannt. Christian Gasser
hat seine Sache sehr gut gemacht, obwohl Nicht-Franzosen hier natürlich
im Nachteil waren, da sie die Übersetzung Gassers abwarten
mussten und so die Hälfte der Zeit geistig unbeschäftigt
verblieben. Natürlich kann man keine Simultanübersetzung
anbieten, dass wäre zu aufwendig, aber ich hätte nicht
im Traum daran gedacht, dass ich einmal mit Wehmut an meine Französisch-Stunden
zurückdenken würde!
Marc-Antoine Mathieu eröffnete die Runde mit seinem zuletzt
erschienenen Buch "Gott höchstselbst", in welchem
er sich zwar mit dem Glauben, jedoch wider Erwarten nicht mit der
Religion auseinandersetzt. Eine provozierende Idee liegt dem Ganzen
zugrunde: Gott schaut mal eben auf der Erde vorbei und Mathieu geht
den möglichen Folgen einer solchen Begegnung auf den Grund
- bis zur letzten Konsequenz, bis zum Ende, an dem zwar ein Lächeln
von Seiten Mathieus steht, aber keine Anwort gegeben wird. Ein wenig
Mysterium muss bleiben, meint er. Der Rest ist Schweigen. David
Prudhomme war gleich mit zwei Comics vertreten: "Rembetiko"
und "Die Plastikmadonna", wobei es im Gespräch vornehmlich
um den ersten Titel ging, in dem Prudhomme als Autor und als Zeichner
zu sehen ist. Obwohl nicht explizit politisch orientiert, wurde
der Rembetiko (auch der "griechische Blues" genannt) im
Griechenland der 50er Jahre doch zu einer Art Untergrundmusik, welche
Zensur und Verfolgung mit sich brachte. "Rembetiko" spiegelt
einen Tag dieser Zeit wieder, die Prudhomme gefesselt hat und die
er in seinem Buch lebendig werden lässt. Der jüngste dieser
Runde, Bastien Vivés, französischer Comic-Shootingstar,
kann trotz seiner Jugend bereits auf ein beachtliches Oeuvre verweisen.
In seinem letzten Comic "Der Geschmack von Chlor" sprechen
die Bilder mehr als ihre Protagonisten. Liebe braucht laut Vivés
nicht viele Worte (Text gibt´s nur, wenn es nicht anders geht)
und gerade dieser Umstand, sowie die grandiosen Perspektiv- und
Farbwechsel (seine Nähe zum Kino ist unübersehbar - O-Ton
Vivés: "Comics sind Kino für Arme") dieser
Geschichte lassen mich gespannt darauf warten, was von ihm noch
kommen wird. ("In meinen Augen", Reprodukt - 10/10) Vivés
ist nach eigenen Angaben Nichtschwimmer und hat noch nicht einmal
besonderen Bezug zu diesem Thema, doch die Sportlichkeit, die Beweglichkeit
und Verformbarkeit eines Körpers lässt sich in dieser
Umgebung, in der auch die üblichen Kleidungszwänge nicht
existieren, perfekt studieren. |
(Freitag:
17:00 - 18:00) Schreiben für den Comic: Gesprächsrunde
mit Barbara Yelin, Rochus Hahn, Perr Meter, Michael Groenewald,
Christian Gasser. Moderation: Brigitte Helbling. Von dieser Runde
habe ich mir einiges erhofft, auch wenn ich nicht ganz klar festhalten
kann, was es denn genau war. Ging es mir um die Ideenfindung, um
Formulierung? Um das Erstellen von Storyboards, das Entwerfen von
Geschichten für den Comic mit seinen unzählichen Möglichkeiten?
Den Tücken dieser Art des Schreibens? Muss ein Autor Comiczeichner
sein, um das Metier überhaupt zu verstehen? Fragen hatte ich
also genug, jedoch nicht die Kraft (wegen Übelkeit immer noch
ein wenig groogy), sie alle zur Sprache zu bringen. Vielleicht bin
ich auch unter falschen Voraussetzungen hineingegegangen, denn Antworten
darauf habe ich nicht bekommen. Dafür jedoch beste Unterhaltung
...
Hier kommt man nicht daran vorbei, die kleinen Spitzen zwischen
Barbara Helbing und Rochus Hahn (Robi) anzusprechen. Herr Hahn,
welcher von Helbling (mit wunderbar trockenem Humor) als "Hühnchen"
bezeichnet wurde, erschien in einem knatschgelben Hahn-Kostüm
(haha, wer´s jetzt noch nicht kapiert hat!) und wird mir nicht
nur als Farbtupfer, sondern auch als Spaßvogel in Erinnerung
bleiben. Da Robi für Film/Fernsehen und auch Comics schreibt,
lautet sein Fazit zum Thema in etwa so: Wenn man für Comics
schreibt, hungert man, aber es bringt persönlich mehr Spaß
und Befriedigung. Beim Film hat man zwar gut zu essen, fängt
sich aber mitunter durch Termin- und Kostendruck ein Magengeschwür
ein, wofür wiederum Schmerzensgeld angebracht wäre. Peer
Meter stimmte ihm hier mitunter zu: der große Vorteil des
Comics gegenüber dem Film ist seine günstige Finanzierbarkeit.
Meter ist trotz seiner Eigenschaft als Autor Realist und zeigt Verständnis
für den unbedingten Wunsch nach Rentabilität von Werken
in der Film-, Rundfunk- oder auch Buchbranche. Er selbst lässt
seinen Künstlern viel Freiraum mit seinen Vorgaben, die eher
grob ausfallen. Ein komplettes Storyboard? Fehlanzeige, wie auch
Barbara Yelin bestätigt, die mit Meter zusammen den Comic "Gift"
veröffentlicht hat. Doch das Gespräch und die Zusammenarbeit
mit dem Autor sind natürlich wichtig. Michael Groenewald, Verlagsbetreuer
des Graphic-Novel Segments bei Carlsen, weiss hingegen, dass das
reine Schreiben von Comics in Deutschland kein besonderes Renommé
geniesst. Die Autoren und Zeichner kommen in der Regel gemeinsam
auf den Verlag zu, sofern es nicht gar beides in einer Person ist.
Da aber oft die zeichnerischen Qualitäten über den szenaristischen
liegen, wünscht sich Groenewald auch einfach Autoren, die bereits
sind, ihr Talent für das Schreiben von Comics zu verwenden.
Was in Frankreich gang ung gäbe ist, funktioniert in Deutschland
nur sporadisch. Doch genau hier liegt auch der Reiz der Arbeit eines
Lektors: zu begleiten und gegebenenfalls Zeichner und Autor zusammen
zu bringen. |
... Fortsetzung folgt ...
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